Vom Leben geliebt

"Manchmal... liebt einen das Leben bis zur Bewusstlosigkeit.", denkt Marie, während sie vorsichtig, auf wackligen Beinen vorwärtswankt, schwindelt... fällt?

Donnerstag, Februar 01, 2007

Wo die Hölle genau ist? - Turmstraße 85, 6. Stock

Wenn man morgens aufwacht und das erste was man sieht, sind kalte, angegraute, rissige Fliesen und das erste was man denkt, ist "Wo bin ich? Das muss ein schrecklicher Ort sein" und man dann auch noch feststellt, dass es die eigene Wohnung ist... hat der Tag nicht mehr wirklich viele Chancen zu einem Guten zu werden.
Es scheinen immer noch genauso viele unausgepackte Kisten hier rumzustehen wie gestern, obwohl das eigentlich nicht sein kann, die Küche, in der ich dann auch mein provisorisches Matrazenlager aufgeschlagen habe, ist schließlich kistenfrei und soweit eingeräumt... Bis auf das Radio, das mich sonst zum Frühstück tatkräftig beschallt. Aber war heute nicht so schlimm. Es gab eh nur wässerigen Kaffee und ein steinhartes Brötchen vom Bäcker an der Ecke.
Überhaupt ist diese Gegend hier - meine Gegend?! - ganz anders als der Rest der Stadt... oder zumindest doch ganz anders als der Teil in dem ich vorher gelebt habe. Wenn ich aus dem Fenster schaue, blicke ich auf Straßen, auf denen genauso viel Schnee liegt wie vor 5 Monaten( - nämlich keiner!), auf Menschen, die sich hier alle nicht so recht auszukennen scheinen und vor mir erstreckt sich ein weites Labyrinth aus Häuserwänden... das ist nicht mehr meine Stadt. Nicht meine Herzstadt mit durchfeierten Nächten, bekannten Gesichtern alle paar Meter, dem Gefühl von Heimat in jeder Kneipe im Umkreis von 4 Häuserblocks... Vielleicht kommt das noch, ich will nicht zu viel erwarten.
Heute abend kommen Ben, Steffi, Anja und Alex vorbei. Einzug feiern oder so. Wüsste nicht, was es da zu feiern gäbe, außer für den Vermieter vielleicht, der sich freut, dass noch jemand in dieses trostlose Viertel geraten ist.