Vom Leben geliebt

"Manchmal... liebt einen das Leben bis zur Bewusstlosigkeit.", denkt Marie, während sie vorsichtig, auf wackligen Beinen vorwärtswankt, schwindelt... fällt?

Dienstag, März 13, 2007

Renovieren - Der Bericht einer Überlebenden...

Als ich letzte Woche sagte "Küche tapezieren und dann Wohnzimmer streichen" hörte sich das so schön einfach an... Heute sind wir fertig geworden... erst ging die alte Tapete in der Küche so gar nicht ab, dann mussten Farbspritzer vom Wohnzimmerboden gekratzt und als das schließlich geschafft war, passten die Regale nicht mehr zur neuen Farbe, also sind wir samstags zu IKEA und haben dort neue Bretter mit Persönlichkeit gekauft, die wir dann im Schweiße unseres Angesichts zusammensetzten, im Zimmer umherrückten und danach schließlich voller Freude die alten Regale im Hof zertrümmerten... doch damit nicht genug, denn: Ist man einmal bei IKEA, warum nur ein paar Regale kaufen?! Dachte sich Romeo sicher auch und besorgte außerdem Küchentisch und -stühle. Die sehen jetzt auch echt toll aus und sitzt sich auch gut drauf, aber seine hellauf begeisterte Miene, als er gestern Nachmittag vom Baumarkt zurückkam und meinte: "Guck mal, ich hab die perfekte Farbe fürs Schlafzimmer!", würde für mich als völlig plausibler Trennungsgrund durchgehen.
Die perfekte Farbe war dann ein Orangeton und dann - ich kam mir vor wie bei Einmarsch in 4 Wänden - setzte er tatsächlich rote quadratische Rahmen als Akzente... ich fass es nicht... warum sah es da vorher so aus, wenn der das kann?!

Jedenfalls bin ich gerade von eben jener Akzentsetzung zurück, völlig fertig und bin froh, wenn ich in zwei Wochen den verdammten Gips endlich los bin... was ich da alles wieder machen kann... Autofahren, tanzen, Radfahren, ordentlich Treppensteigen... wird das schön! Glaub ich zumindest^^. Wird jetzt auch langsam echt lästig, weil ja doch wieder warm und frühlingshaft und da dann so einen ehemals weißen, jetzt voll gekritzelten Klumpen am Bein zu haben fällt unter eher unästhetisch... auch wenns Romeo nicht stört.

Übrigens hab ich am Wochenende(also den verschwindend kurzen Teil, den ich nicht mit streichen, bohren, hämmern oder sonstwas beschäftigt war) die Quelle der Gitarrenklänge kennengelernt^^. Ganz zufällig. Als ich mich nämlich Sonntagvormittag wieder in die Gefahren der Wohnungsverschönerung stürzen wollte, trat aus dem Haus gegenüber eine Gitarre mit Beinen. Ich wechselte also so schnell wie möglich die Straßenseit und stellte fest: Keine Gitarre mit Beinen, sondern nur ein ziemlich kleines Mädchen mit Gitarre auf dem Rücken. Angetrieben von meiner neuen Neugier, fragte ich auch gleich, ob sie das ist, die da abends spielt und tatsächlich - Glückstreffer! - sie ist es! Sie stellt sich mir als "Luna" vor, ich muss wohl etwas seltsam schauen und sie sagt: "Den Blick kenn ich schon...", kramt in ihrer Tasche und zieht ihren Ausweis hervor... tatsächlich. Luna heißt sie. Ich scheine hier in dem Viertel der seltsamen Namen gelandet zu sein... wir unterhalten uns bis vor zur Straßenecke einfach so Small Talk eben, dann zeig kurz mit meiner Hand in die Richtung meiner Wohnung und sage, ich würde mich mal über ein Wohnzimmerkonzert freuen und das wars auch schon... sie biegt rechts ab, ich geh gradeaus weiter zur Bushaltestelle... wer weiß... vielleicht kommt sie ja tatsächlich mal vorbei.

Dienstag, März 06, 2007

Es ist März

Da war es dann ja auch schon längst mal wieder Zeit, für mich meinen PC außer Gefecht zu setzen. Hat hervorragend funktioniert, wenn ich auch nicht ganz genau weiß wie eigentlich...

Jedenfalls hat ja nun der Bericht vom Lebentrinken doch auf sich warten lassen. Es war wundervoll! Ach! Es ist wundervoll! Und natürlich haben es mir alle angesehen, dass da was anderes ist, zumindest glaube ich das. Und von drüben kommen abends zwischen acht und halb zehn immer noch Gitarrenklänge - ich höre gebannt zu. Auch sonst ist das hervortreten meiner voyeuristischen Ader nicht spurlos an meinem Leben vorüber gegangen... obwohl ich mir nicht sicher bin, dass Voyeurismus das passende Wort ist - an meinen Flurwänden stehen Kurzgeschichten, von den ausgedachten Passanten, und auch sonst schreibe ich jetzt auf alle beschreibbaren Teile meiner Wohnung, was mir so gerade wichtig erscheint. Außerdem hab ich den Job bei Kaufland wohl nicht mehr lange - ständig versuche ich, die Kunden in Gespräche zu verwickeln, um etwas von ihnen zu erfahren. Der Gips erscheint mir immer hinderlicher und ich kann den Tag nicht erwarten an dem er abkommt, denn vollgeschrieben ist er nun und nur noch zeitraubend im Moment.
Aber sonst muss ich sagen, sind die 2 Tage off beinahe unbemerkt geblieben. Auch Romeo war ob seiner nicht beantworteten Anrufe nicht erschüttert, nein er hat sich sogar so sehr über meinen Besuch am Dienstag gefreut, dass wir übers Wochenende nach Hamburg gefahren sind - einfach so - mit Sightseeing und nichts-tun und portugiesisch Essen und abgeschaltetem Handy. Ein Zustand, den ich sonst eigentlich nie erreiche. Mein Handy ist immer an. Hab ich nur noch einen Akkustrich, kommt es ans Ladegerät, würde es stören, schalte ich es stumm, aber es ist immer an. Auf welche weltbewegende Nachricht ich genau warte, weiß ich auch nicht, aber wenn sie kommt, kann man sich darauf verlassen: Ich bin erreichbar!
Jedenfalls ein tolles Wochenende und jetzt wieder zurück in den Alltag und mich an der Kasse zusammenreißen und hoffen, dass die Kunden für mich ein gutes Wort bei der Personalleitung einlegen. Könnten sie doch mal machen, oder?

Morgen dann gehts zu Romeo - Küche tapezieren und dann Wohnzimmer streichen - und obwohl das da echt schlimm aussieht, hab ich ihn nicht darauf gebracht, nein er ist ganz alleine draufgekommen. Und ich komm endlich dazu seinen Freundekreis mal ein bisschen kennen zu lernen.